Nachrichten aus Charkiw
Leider ist der Himmel durch graue und bedrohliche Wolken verhangen. Der Rauch der ständigen Explosionen trübt das reine Blau des Himmels. In diesem Frühling herrscht Krieg und dieser bringt viel Schmerz und Leid mit sich.
Wir hofften auf den Geruch des Frühlings, stattdessen riechen wir die Geschosse. Wir hofften auf einen warmen und schönen Frühling, stattdessen bekommen wir die Hitze des Gefechts und den Hass zu spüren. Wir erwarteten einen Frühling, wo Pflanzen den harten Asphalt durchbrechen, stattdessen wird er durch die Granaten gesprengt. Frühling bedeutet Leben, doch für viele kam der Tod…
Herr, was ist das für ein Frühling? Meine Seele verdorrt, mein Leben ist jeden Tag in Gefahr. Werde ich überleben? Ich sehne mich nach Ruhe und Frieden. Herr, vielleicht ist etwas nicht in Ordnung? War es doch nicht weise, dass ich hiergeblieben bin? Bist du da, Gott? Kannst Du inmitten der Gottlosigkeit der Menschen sein, denn „Deine Augen sind so rein, dass sie das Böse nicht ansehen können; du kannst dem Unheil nicht zuschauen. Warum siehst du denn den Frevlern schweigend zu, während der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?“ (Habakuk 1,13)?
Wie können wir es verstehen, Herr, dass du die nicht gerettet hast, die hiergeblieben sind, um dir weiter zu dienen?
Wir sind ratlos. Wir hören von Freunden, die geflohen sind, dass es Weise war, zu fliehen.
Der Frühling bringt viele herausfordernde Fragen mit sich. Selbst wenn von heute auf morgen der Krieg vorbei ist, würden die Fragen bestehen bleiben. Wo soll man wohnen? Sollen die Gebäude wiederaufgebaut werden? Wer wird in eine Gemeinde gehen, die so zerstreut ist?
Gott ist dort
Es erreichten uns Spenden von vielen Freunden und dadurch konnten wir Lebensmittel im Wert von 96.000 UAH (umgerechnet ca. 3.100€) kaufen, um sie an die Menschen weiterzugeben. Sie sind überrascht, dass wir diesen Dienst seit mehr als zwei Monaten tun und wie wir es noch machen können. Viele von ihnen fragen sogar nach einem “Job”. Dies macht alles Er – der große Gott!
Gott ist da!
Als wir einen Verwundeten aus dem Keller eines Wohnhauses gerettet und ins Krankenhaus gebracht haben, nutzten wir die Gelegenheit, ihn auf die Gnade Gottes hinzuweisen. Wir sagten ihm, dass seine Rettung Gottes Plan ist. Als seine Angehörigen uns anriefen, sagten sie, dass sie für den geleisteten Dienst bezahlen möchten. Wir durften ihnen aus vollem Herzen mitteilen, dass wir alles für den Herrn tun und sie Ihm danken, zu Ihm beten und Ihn suchen sollen.
Gott ist hier
Als die Nachbarn kamen und wichtige Fragen stellten, kam es zu einem spontanen Gottesdienst. Gerade in solch ungeplanten Versammlungen sehen wir Gottes Gnade und verspüren seinen Segen. Wir nahmen uns ein Beispiel an Jesus Christus und taten es auch so: “… ich will sie nicht ohne Speise entlassen,…” Matthäus 15,32
Er ist da!
Ich sehe es als Belohnung an, dass in einem geplanten Gottesdienst 60 ungläubige Menschen anwesend waren. Es hat mich zutiefst gefreut, den Saal so voll zu sehen. So durfte ich die Predigt halten und sie konnten hören, dass Gott auch im wilden Sturm ein großer Gott ist.
Ich denke, meine lieben Freunde, wenn ihr diese Zeilen lest, werdet auch ihr sehen, dass Gott da ist. Denn was hier passiert, ist die Antwort auf eure Gebete.
Gott ist da!
Dies ist eine Quittung einer Apotheke, in der wir für Bedürftige Medikamente gekauft haben. Die ersten Zeilen der Quittung überraschten mich sehr: „Gratis“ steht da und das bei sieben Positionen. Ist das nicht wunderbar? Gott war da und hat die Personen gebraucht, um ein gutes Werk zu tun. Die noch zu zahlende Summe wurde von der Gemeinde übernommen. So konnten wir frohen Herzens die Medikamente den schwer kranken Menschen bringen. Jesu Worte klingen dabei in meinen Ohren:
„…ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht…“ Matthäus 25,36
Gott ist hier!
Vielleicht ist dieses Foto für den einen oder anderen nichts besonders. Gott war hier und hat Bewahrung geschenkt! Sogar die Fensterrahmen sind erhalten geblieben. Das haben diese Menschen auch verstanden.
Außerdem sorgte Gott dafür, dass sie irgendwie an unsere Telefonnummer kamen, so dass wir durch Lebensmittelpakete und geistliche Literatur ein Zeugnis der Liebe Gottes weitergeben konnten.
Und Gott war auch da, als ich meinen Computer startete und einen Brief von Freunden aus Deutschland in meinem Postfach vorfand. Er ist so voller Liebe, Mitgefühl und Ermutigung. Während ich ihn las, liefen mir Tränen über die Wangen. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist. Für einen Moment schien es mir, als befände ich mich nicht in einer Stadt, in der Krieg herrscht. Es tat unendlich gut, diese Worte zu lesen.
Liebe Leserinnen und Leser, in diesen Tagen staune ich immer wieder und bewundere euch, wie ihr jede Gelegenheit nutzen, um zu helfen und zu unterstützen. Ich hoffe, Gott schenkt uns ein frohes Wiedersehen.
Mit freundlichen Grüßen, Leonid Tkachev
04. Mai 2022
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